Ich wollte immer Fotograf sein.
Dieser Wunsch stand schon direkt mit Ende meiner Schulzeit fest.
Für mich gab es keine Alternativen nachdem ich zum ersten mal sah, wie aus einem weissen Blatt Papier, das man in irgendeine Flüssigkeit legt, wie durch Zauberhand ein Bild entsteht. Ein bleibender Eindruck Mitte der 1980er Jahre im improvisierten Labor eines Schulfreundes.
Meine ersten praktischen Erfahrungen konnte ich im Studio von Henner Prefi in Frankfurt sammeln, der auch später während meines Studiums an der FH Darmstadt mein Professor und Mentor war. Eine gute Zeit, spannend und aufregend. Und schon damals kein nine-to-five-job. Man muss diesen Beruf lieben und leben. Es ist in vielerlei Hinsicht dann doch eine Berufung.
Und für mich immer noch genauso aufregend und spannend wie am ersten Tag.
Der Schwerpunkt meiner damaligen Ausbildung lag im Bereich Stillife- und Produktfotografie. Irgendwann wollte ich Menschen vor der Kamera haben.
Heute mache ich das vorwiegend. Portraits und im allgemeinen bezeichnet People-Fotografie.
In privaten Projekten fotografiere ich auch gerne mal Häuser, Bäume, Flüsse, Wolken oder einfach Landschaften. Oder Dinge, die auf der Strasse liegen und die ausser mir vielleicht niemand mehr wahrnimmt. Ich experimentiere mit Mehrfachbelichtungen oder was die Technik zufällig hergibt. Ich kann mich für spontane Bildeffekte begeistern, muss also nicht strategisch penibel an ein Projekt heran gehen. Da bin ich ganz Freund des Zufalls. Zumindest bei persönlichen Arbeiten.
Im Job bin ich hochkonzentriert, leidenschaftlich aber nicht pedantisch. Naja, manchmal vielleicht.
Ich mag gerne Close Ups. Auch bei meinen Portraits. Ich möchte eintauchen in Gesichter, möchte deren Geschichte wahrnehmen und in meinen Bildern sichtbar machen.
Deswegen wollte ich immer Fotograf sein. Ohne Alternative.
ALLEGRO von Anton Corbijn, Schirmer/Mosel, 1991
Das erste Buch von Corbijn in einem sehr handlichen Format zum Immer-dabei-haben!! Für mich damals eine kleine Taschenbibel, eine Inspiration, die für mich urplötzlich neue Ansätze in der Portraitfotografie offenbarte. Klassische Portraits neben sehr experimentellen Arbeiten. Wobei man besser nicht von klassisch redet, betrachtet man Corbijns Werk. Es ist anders, es ist besonders. Ich wollte das auch machen und vor allem wollte ich wissen, wie manche Bilder, rein technisch betrachtet, umgesetzt wurden. Spannende Aufgaben, die ich lösen wollte. Dieses Büchlein war für mich die Initialzündung zu einer bis heute andauernden Bewunderung für diesen Fotografen.
25 Jahre später signierte Anton Corbijn mein kleines Allegro-Exemplar im Rahmen seiner Vernissage in der Galerie Anita Beckers in Frankfurt. Er schien sehr erfreut und fast sentimental berührt, dass das Buch noch immer Anerkennung findet. Ich solle gut darauf achten. Es ist mittlerweile „out of print“ und ich achte sehr darauf.
PASSAGE von Irving Penn, Alfred A. Knopf/Callaway 1991
Irving Penn ist für mich der vollkommene Fotograf, ein Universalgenie der Fotografie. Passage ist für mich das Nachschlagewerk. Dieses Buch deckt nahezu alle Bereiche der Fotografie ab. Zumindest die, die für mich seinerzeit interessant waren und wohl auch heute noch sind. Penn ist ein Zauberer. Er schafft es, alle Genres innerhalb seiner Fotografie zu vereinen, Blumen und andere Produkte wahrlich zu portraitieren, Gesichter zu Stillifes werden zu lassen und gefrorenen Lebensmittel ein Gesicht zu verleihen.
Für mich ein sehr wichtiges Werk, da es themenübergreifend alles tatsächlich fotografierbare wundervoll und poetisch verbindet. Penn ist aber auch Meditation für mich. In seinen Motiven finde ich Ruhe. Seine Bilder haben sicherlich meine unaufgeregte Herangehensweise beim Fotografieren geprägt.
COINCIDENCES von Sarah Moon, Arena Editions, 2001
Sarah Moon ist reine Poesie. Melancholie, Illusion, Romantik, Traum.
Sie entführt einen aus der zuweilen harten Realität in eine Welt des Staunens und der Phantasie. In eine Welt der eigenen Sehnsüchte und Ängste.
Sarah Moon malt Emotionen. Sie fotografiert die Seele. Ich bin fest der Überzeugung, dass man ihre Motive nicht einfach fotografieren kann – man muss sie empfinden.
Ich bin fast geneigt zu sagen „das geht nicht mit rechten Dingen zu“! Oder, um Poe (hoffentlich war es Poe!) zu zitieren: „All that we see or seem is but a Dream within a Dream“.
Ihre Kamera hat ein Eigenleben, ein Herz.
Coincidences lässt mich fliehen, suchen und vielleicht auch finden.
Dieses Buch muss ich ab und zu mal sichten, wenn die Realität zu real wird.