Andrea Diefenbach lebt als freiberufliche Fotografin in Wiesbaden. Sie hat an der Fachhochschule Bielefeld Fotografie studiert und arbeitet seitdem für deutsche und internationale Magazine und Organisationen sowie an persönlichen Langzeitprojekten.

Für ihre kritischen und emphatischen Reflexionen sozialer Zu- und Missstände wurde sie bereits vielfach ausgezeichnet.

Ihr erstes Buch „AIDS in Odessa“ über die Aids-Epidemie der Ukraine wurde 2008 bei Hatje Cantz veröffentlicht. Es folgten Einzel- und Gruppenausstellungen, u.a. in Hamburg, Mannheim und New York.  Ihr zweites Buch „Land ohne Eltern“ ist im November 2012 sowie im Juni 2016 in zweiter Auflage im Kehrer Verlag erschienen. Hier beschäftigte sie sich mit der Arbeitsmigration aus der Republik Moldau und begleitete für mehrere Jahre die geteilten Familien. Die Kinder in der Republik Moldau und ihre Eltern, die meist illegal in Italien leben, das Land in der EU, in das die meisten Moldauer emigrieren. Die zugehörige Ausstellung tourt seit sieben Jahren und wurde als Einzelausstellung sowie in Gruppenausstellungen, zum Beispiel im Stadtmuseum München, der Hamburger Kunsthalle oder in der Blue Sky Gallery in Portland, Oregon, gezeigt. Eine Auswahl ihrer Arbeiten befinden sich in der Sammlung des Folkwang Museums, des Stadtmuseums München sowie der Open Society Foundation in New York.

Winterreise von Luc Delahaye

Das kleine Taschenbuch, das den gleichen Namen trägt wie der Liederzyklus von Schubert, hat mich soviel begleitet wie kein anderes Fotobuch. Ich habe es 2006 mit nach Odessa genommen als ich mein Projekt AIDS in Odessa fotografiert habe. Dort hat es mich drei Monate inspiriert und war gleichzeitig ein Trost, weil es mir Bilder von dem gezeigt hat, was ich selbst täglich erlebt habe. Winterreise ist ein melancholischer Roadtrip. Luc Delahaye ist im Winter 1998/99 durch Russland gereist. Eingeladen in die Häuser und das Leben gewöhnlicher Menschen hat er ein intimes, bewegendes und aufschlussreiches Porträt eines rauen Landes geschaffen, in dem er Schönheit und Traurigkeit gleichermaßen findet.

Knit Club von Carolyn Drake

Ich bin seit sicher 15 Jahren Bewunderin von Carolyn Drakes Arbeiten, angefangen bei ihrer National Geographic Reportage über die Gemeinschaft der Lubawitscher Juden in Brooklyn bis zu ihren jüngsten Garten-Installationen während des Corona-Lockdowns. 

Ihr viertes Buch Knit Club ist im Herbst 2020 erschienen und mein neuer Favorit. Carolyn hat für dieses Projekt mehrere Jahre mit einem Kreis von Frauen in Water Valley, Mississippi kollaboriert und die Fotografien gemeinsam erarbeitet. Sie erscheinen wie in einem kreativen Spiel entstanden und erschaffen eine geheimnisvolle Spannung zwischen Realem und Übernatürlichem – wo es im Weitesten um Untersuchungen von Weiblichkeit und Mutterschaft geht.

Die Tage – Das Leben von Andreas Mader

2013 habe ich einige Bilder der Serie zum ersten Mal in einer Gruppenausstellung gesehen und Andreas Mader durch Zufall kurze Zeit später kennengerlernt. Bevor die Arbeit dann 2019 als Buch erschienen ist, hatte ich sie schon sehr, sehr oft digital betrachtet.

Andreas Mader portraitiert seine Freunde seit 30 Jahren, zunächst beiläufig während des Studiums, irgendwann dann sehr bewusst und mit der Großformatkamera. 

Entstanden sind sehr zugewandte, zugleich unsentimentale Portraits, die einen mit auf eine Zeitreise durch die Leben dieser Freunde nehmen und gleichzeitig wie ein großes Puzzle, eine verdichtete, große Erzählung des Lebens erzählen: „Über Liebe, Hoffnung, das Heranwachsen von Kindern, den Wandel der äußeren Erscheinung, über Verlust und Vergänglichkeit“, sagt er selbst.