1963 geboren in Halle/S., von 1985 bis 1990 Studium der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig , von 1990 bis 1992 Meisterschüler bei Helfried Strauß und Wolfgang G. Schröter.
Die Fotografien von Olaf Martens werden häufig mit der Ästhetik der schönen, jungen Frauen der Lifestyle-Illustrierten in Verbindung gebracht. Hinter der offensichtlichen Schönheit der Fotografien lassen sich Lust, Ironie und eine Form des Skurrilen erkennen. Martens versucht, die Mechanismen hinter den zu Stereotypen erstarrten Bildinhalte zu durchschauen.
Häufig fotografierte er in der DDR und in Russland: schrottreife Atom-U-Boote, russische Revuetheater, Ballett etc.
Die dabei entstandenen Bilder spielen mit Gegensätzen –Dekadenz und Armut, Dick und Dünn. Martens setzt auf Ironie, um die Methoden der Fiktionsbildung zu untersuchen. Er greift auf Motive der Kunstgeschichte zurück wie auf banale Werbestrategien. Die Kombination normalerweise inkompatibler Elemente führt auf kalkuliertem Zufall beruhenden Brüchen mit der Eindeutigkeit und verlangt nach einem gleichzeitigen Denken auf unterschiedlichen Ebenen. Daneben existieren Künstlerporträts, darunter von Dinos & Jake Chapman, Sarah Lucas, Franka Potente, der Gruppe Leningrad oder Roland Emmerich, bei denen Martens, die Arbeitsweise oder den Charakter des porträtierten Künstler, sichtbar zu machen sucht. Martens lebt und arbeitet in Leipzig.
Filmtrick-Trickfilm – VEB Fotokinoverlag Leipzig 1978, (5. neubearb. Auflage 26.-30 Tausend)
Dieses Buch begleitete mich in meiner Jugend rauf und runter, doppelt und mehrfach gelesen.
Der Spaß am analogen Bauen – kombiniert mit Kreativität – sind heute im digitalen Zeitalter sehr selten. Heute nutze ich das damals so altmodisch Gelernte und mache meine inszenierten Bildwelten einzigartig. Ja…, die so entstandenen Bilder haben sogar noch eine Seele und Identität.
Zur Zeit melden sich junge Fotografen bei mir um dies zu erlernen, sie sind zwar digital gut aufgestellt… aber… das Wichtige: Basteln am Einmaligen, fehlt bei ihnen immer noch.
Das Paris von Robert Doisneau und Max-Pol Fouchet – Verlag Volk und Welt, Berlin 1976, 1.Auflage
Dieses Buch schenkte mir mein Professor Helfried Strauss damals in den 90ern zum Geburtstag. Eine schöne Geste, die ich nie vergessen werde, und die dieses Buch zu etwas Besonderem macht. Wir waren damals große Fans der Sozial- bzw. Straßenfotografie, auch ich. Gerade dieser Klassiker beeinflusste mich sehr. Viele dieser zufälligen Momente fließen noch heute in meine Inszenierungen ein. Viele Zufälle, die sich während eines eigentlich symmetrisch gebauten Bildes ergeben, nehme ich auf, lasse mich stören, eben damt das Ganze nicht langweilig, steif und holprig wird. Das Buch war damals eine Lizenzausgabe aus dem Westen – eine Seltenheit – sogenannte “Bückware”. ähnlich wie damalige Lizensschallplatten westlicher Pop-und Rockmusik in der ehemaligen DDR.
Boccaccios Decamerone, Verlag Faber&Faber, Leipzig 2020
Warum dieses Buch mit meinen eigenen fotografischen Inszenierungen? Das Projekt wurde bereits 2019 geplant und im Februar 2020 mit 10 SchauspielerInnen realisiert. Hintergrund der Handlung : 7 junge Frauen und 3 junge Männer flüchten 1348 vor der Pest aus Florenz in eine ländliche Idylle. Sie ziehen sich auf Landgut zurück, lenken sich ab, vergnügen sich, erzählen sich Geschichten, eben diese 100 Novellen.
Im März 2020 – kurz nach unserer Produktion – dann plötzlich, die unvorhersehbare Parallele:
nicht die Pest, aber Covid 19. Rückzug – Abstand – Ausnahmezustand überall Ein unglaublicher Zufall? Die Realität der Gegenwart hat die Literatur der Vergangenheit eingeholt.
Wir durchleben heute – global und als Pandemie – ähnliche Prozesse, wie diese 10 jungen Menschen vor mehr als 600 Jahren. Und wir habens kurz davor, noch ahnungslos vorweggenommen inszeniert.
Unheimlich.